Jahresrückblick des Bürgermeisters

Bürgermeister Stefan Ultsch

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

 

nach unserem Sommermärchen mit der Bayerischen Landesgartenschau im Jahr 2019 hatten wir gehofft, diese Stimmung im Jahr 2020 fortzuführen, doch leider kam alles anders.

Wir mussten im privaten und geschäftlichen Bereich sämtliche persönliche Kontakte reduzieren, der Publikumsverkehr im Rathaus wurde eingeschränkt, Behördengänge waren nur nach Vereinbarung möglich. Vereinssitzungen durften nicht mehr stattfinden, die Sportvereine mussten ihre Aktivitäten einstellen. Ja sogar Schulen und Kindergärten wurden geschlossen. Eine extreme Belastung für uns alle, denn Eltern mussten sich um die Versorgung ihrer Kinder kümmern, plötzlich war Home-Office ein großes Thema. Die Einzelhandelsgeschäfte und vor allem die Gastronomie wurden stark eingeschränkt bzw. geschlossen. Es ist schwer zu sagen, wie es weitergeht, was uns in den nächsten Wochen und Monaten noch erwartet.

 

Die Frage, ob die Maßnahmen alle gerecht und wirklich erforderlich sind, lässt sich schwer beantworten. Ich selbst bemängle in vielen Bereichen die fehlende einheitliche Linie, konkrete Vorgaben zumindest Maßnahmen, die dann auch landkreisweit gelten.

Doch es sind Richtlinien vorgegeben und nur wenn wir uns strikt daran halten, haben wir eine Chance, zeitnah wieder zu einem „normalen“ Alltag zurückzukehren.

 

Im Mai diesen Jahres hat der neugewählte Stadtrat seine Tätigkeit aufgenommen. Hier sind bereits einige Neuerungen, die Ausschüsse, die Geschäftsordnung, das Thema Ortssprecher usw. betreffend, auf den Weg gebracht worden. Leider konnten Sitzungen nicht in gewohnter Form stattfinden und die Stadtratssitzungen werden bis auf weiteres in die Hesselberghalle verlegt. Die Mitglieder des neuen Stadtrates arbeiten bereits seit Beginn mit dem neuen Ratsinformationssystem. Die Einführung und Umsetzung haben, wie zu erwarten war, viel Energie gefordert. Die Arbeit mit diesem System weicht von den bisherigen Abläufen in der Verwaltung doch gewaltig ab. Inzwischen sind wir nun soweit, dass das Bürgerinformationssystem ab Januar 2021 allen zur Verfügung steht. Jeder kann dann auf die Unterlagen der öffentlichen Sitzungen zugreifen. Letztlich habe ich mich dafür entschieden, die in der Hesselberghalle geplanten Bürgerversammlungen abzusagen. Laut Gesundheitsamt bilden nicht die Veranstaltungen selbst ein Risiko, vielmehr nachweislich die Wege hin- und zurück. Daher gebe ich Ihnen grundsätzliche Informationen auf diesem Weg weiter. Uns bleibt die Hoffnung, dass wir uns im nächsten Jahr wieder unter normalen Bedingungen bei den Bürgerversammlungen treffen können.

 

Kommunaler Haushalt

Erfreulich war, dass wir 2019 den zweiten Haushalt in Folge ohne Neuverschuldung auf den Weg gebracht haben und nicht nur durch das erfolgreiche Ergebnis der Landesgartenschau war dies auch in diesem Jahr wieder möglich.

Glücklicherweise liegen die Gewerbesteuereinnahmen im Bereich, sogar leicht über den Planungen. Allerdings ist bei der Einkommensteuer ein Minus gegenüber dem Ansatz zu verzeichnen. Aber unterm Strich werden wir nach jetzigem Stand das Jahr 2020 mit einem positiven Ergebnis beenden.

Ebenso wird, wenn alles so weiterläuft, der Schuldenabbau fortgeführt:

 

Tabelle: Entwicklung der Schulden

 

 

HJ 2018

HJ 2019

HJ 2020

HJ 2021

HJ 2022

HJ 2023

Anfangsbestand

12.048.360

15.183.638

14.291.538

12.433.738

12.433.738

11.583.738

Tilgungen

-711.222

-892.100

-950.900

-850.000

-850.000

-815.000

Neuaufnahme

3.846.500

0

0

0

0

0

Endstand

15.183.638

14.291.538

13.340.638

11.583.738

11.583.738

10.768.738

 

Dies würde auch die geplante Pro-Kopf-Verschuldung weiter senken. Zum Ende des Haushaltsjahres 2019 bei 6.041 Einwohnern liegt diese bei 2.366 EUR, 2018 waren es noch 2.513 EUR und Ende 2020 werden es voraussichtlich 2.208 EUR sein. Bei unserer geplanten Entwicklung erreichen wir Ende 2023 eine Höhe von ca. 1.783 EUR. Die Einwohnerzahl für den Erstwohnsitz ist seit Mitte des Jahres konstant auf 6.055 gestiegen. Das bedeutet für die einzelnen Ortsteile: Altentrüdingen 204, Fürnheim 342, Geilsheim 520, Obermögersheim 529, Reichenbach 56, Schobdach 149 und Stadt Wassertrüdingen 4.255. Ich hoffe, dass wir das Thema Haushaltskonsolidierung, trotz Corona, bald ad acta legen können - denn dann gilt es, Programme und Förderungen, die im Rahmen der Haushaltskonsolidierung abgeschafft wurden, wieder aufleben zu lassen. Nun heißt es einen Haushalt für 2021 auf die Beine zu stellen, der wieder ohne Neuverschuldung ist, ebenso die Schuldenreduzierung im geplanten Rahmen ermöglicht. Zugleich aber die Erschließung unserer Baugebiete, Straßeninstandsetzungen, die Umsetzung der bereits verabschiedeten Maßnahmen und auch Luft für neue Planungen zulässt.

 

 

Schullandschaft

Für die Grundschule und die Betty-Staedtler-Mittelschule hat der Schulverband für den Glasfaseranschluss das Förderangebot der Bayerischen Staatsregierung in Anspruch genommen. Hier wurde der Auftrag vergeben, nun warten wir auf die Umsetzung. In der Betty-Staedtler-Schule wird aktuell das Folgeprogramm der Förderung genutzt und die schnellen Leitungen werden auch im Gebäude verlegt. Weiter werden auch noch dringend benötigte neue interaktive Tafeln angeschafft.

 

Unsere beiden Schulen haben sich direkt zu Beginn der Pandemie auf die Situation eingestellt. Entsprechende Hygienemaßnahmen wurden umgesetzt und so ist ein „normaler“ Schulbetrieb inklusive Nutzung des Essensangebotes der Mensa möglich. Der Alltag – Klassengrößen, Lüften, Maske tragen usw. stellt für alle eine große Herausforderung dar, auch wenn sämtliche Möglichkeiten wie der Einsatz von Verstärkerbussen usw. genutzt werden.

 

Touristische Perspektiven

Auch aus touristischer Sicht blicken wir auf ein schwieriges Jahr. Nach unserem Sommermärchen und diesem einmaligen Gefühl von Zusammengehörigkeit und Lebensfreude hatten wir in unserem Jahresprogramm viele neue, aber auch altbekannte Veranstaltungen aufgenommen, die wir gemeinsam feiern wollten. So war erstmals ein Weinfest geplant, unser Heimat- und Volksfest wäre zurück an den alten Festplatz gezogen und unsere Highlights wie das Thailandfest oder das Afrika-Karibik-Fest hätten wieder zahlreiche Gäste nach Wassertrüdingen gelockt. Die Pandemie hat uns hier jedoch gewaltig einen Strich durch die Rechnung gezogen. Dennoch konnten wir einige positive Momente für uns festhalten: Der Urlaub zuhause war auch bei uns zu spüren. Die Gartenschaugelände waren vor allem am Wochenende ein begehrter Ausflugstipp und begeistern auch heute noch Einheimische wie Besucher/innen gleichermaßen. Während der ganzen schweren Zeit konnten wir immer auf unsere Gastronomie zählen, welche uns durch pfiffige To-Go-Angebote weiterhin kulinarisch verwöhnt haben. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle! Außerdem freut mich, dass wir nach der vorübergehenden Schließung des Radlhotels mitsamt Restaurant zum Ende diesen Jahres wieder einen neuen Pächter begrüßen dürfen, der uns mit gutbürgerlicher Küche verzaubern will. Mit frischem Wind geht es auch in der Ente von Wassertrüdingen weiter. Es herrscht Aufbruchsstimmung, die wir auch in Zukunft mitnehmen wollen! Das Team vom Touristikservice plant deshalb auch schon fleißig an den kommenden Veranstaltungen und ich kann bereits so viel versprechen: es ist für jeden was dabei!

 

Sonstiges

Die Fa. Schwarzkopf & Henkel errichtet auf ihrem Gelände derzeit eine Photovoltaikanlage für den Eigenverbrauch. Auch die Stadt Wassertrüdingen plant derzeit die Errichtung einer Photovoltaikanlage

zur Stromversorgung der Kläranlage Wassertrüdingen. Bei der Errichtung der Windkraftanlage Weiltingen haben wir von seitens des Stadtrates grundsätzlich zugestimmt, allerdings unter der Voraussetzung, dass die Windkrafträder auf Weiltinger Gebiet zurückversetzt werden, um die 10H-Entfernung einzuhalten. Auf der Bürg, unserem Volksfestplatz, laufen weitere Untersuchungen bezüglich Altlasten aus den 80er Jahren Für den größten Teil der Fläche haben wir bereits grünes Licht bekommen. Die Entscheidung für die Restfläche, ob hier noch Maßnahmen erfolgen müssen, wird nach dem Ende der abschließenden Messungen erfolgen. In Obermögersheim ist die Reaktivierung der Erdaushubdeponie am Laufen und konkrete Planungen über ein Büro sind beauftragt. Ebenfalls nimmt der Anschluss Fürnheim an die Kläranlage Wassertrüdingen konkrete Formen an. Die Maßnahme wurde bereits im Stadtrat behandelt. Im Stadtgebiet, wie auch in allen Ortsteilen ist das Thema „neues Baugebiet“ auf der Tagesordnung, hier muss nun festgelegt werden, in welcher Reihenfolge man in die Umsetzung geht. Ebenfalls ist nicht nur im Stadtgebiet der Verkehr und mögliche Steuerungsmaßnahmen ein Thema, dieser Punkt wird uns wohl noch längere Zeit beschäftigen, da schwerlich eine schnelle Lösung, mit der alle zufrieden sein werden, umzusetzen sein wird.  

 

Zukunftsperspektive

Für das nächste Jahr gilt es nun, den Flow der Gartenschau weiterzuführen, da dieser leider durch das Corona-Jahr 2020 unterbrochen wurde. Und somit weiter daran zu arbeiten, die touristische Wertschöpfung in Wassertrüdingen deutlich zu erhöhen. Die Voraussetzungen wurden zum Teil bereits geschaffen, ich denke hier an die Anbindung an drei Radwegenetze, die uns nicht zuletzt mit dem Fränkischen Seenland verbinden. So gilt es nun, in Bayern das Alleinstellungsmerkmal unseres „Goldenen Klingenweihersteig“ zu vermarkten.

Auch müssen wir die Gelegenheit nutzen, die Kooperationen mit den Gebietsausschüssen Fränkisches Seenland, Romantisches Franken und der Erholungsregion Ries auszubauen.

Ebenso gilt es, von dem nun auf den Weg gebrachten Inwert-Setzen der Fränkischen Moststraße, zu profitieren.

Für die ab 2024 geplante Reaktivierung der „König-Ludwig-Nord-Süd-Bahn“ gilt es, bereits jetzt die Weichen zu stellen, damit ein leistungsfähiges ÖPNV-Netz zur Verfügung steht. Eine sinnvolle Nahverkehrsverbindung von den Ortsteilen trägt schließlich auch zur Aufenthaltsqualität in der Altstadt von Wassertrüdingen bei, denn bei entsprechenden Besucherzahlen wird sicherlich das Angebot entsprechend attraktiv gestaltet.

Neben diesen Angeboten sehe ich es als wichtigen Punkt, den familienbezogenen Angeboten, wie auch der Kunst, wieder mehr Raum zu geben.

Bei Familien liegt natürlich das Thema Kinder und Jugendliche sehr nahe. Meines Erachtens müssen hier zunächst die verschiedenen Altersgruppen nach ihren jeweiligen Bedürfnissen zu gliedern, um dann Jugendzentren, sportliche Angebote entsprechend auf den Weg bringen zu können bzw. neu auszurichten.

Die Stadt Wassertrüdingen und die Ortsteile sind interessant! Die vorhandenen Bauplätze haben im Laufe des letzten Jahres ihre Besitzer gefunden. Nun ist es wichtig, hier für Interessierte, die gerne zu uns hier nach Wassertrüdingen und in die Ortsteile kommen möchten, neue Bauplätze in den bereits seit vielen Jahren geplanten Baugebieten zu schaffen, oder neue auszuweisen.

 

Sie sehen, vieles wurde getan, doch noch mehr muss auf den Weg gebracht werden. Wir dürfen uns nicht ausruhen, sondern konstruktiv für die Bürger/innen unserer Stadt und der Ortsteile arbeiten, um weiterhin den Schuldenstand zu senken und trotzdem für die Zukunft investieren.

 

Zum Schluss bleibt mir, liebe Mitbürger/innen, ihnen allen eine gesegnete und vor allem gesunde Weihnachtszeitzeit sowie alles Gute im neuen Jahr zu wünschen!

 

Ihr

Stefan Ultsch

Erster Bürgermeister

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